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Familiendaten der
Paul Wolfgang Merkelschen Familienstiftung Nürnberg
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1912 - 1998 (86 Jahre)
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Name |
"Hans-Jakob" Johann Jakob (Jöki) Ritter von Baeyer |
Titel |
Dr.phil.phys. |
Spitzname |
Jöki |
Geburt |
16 Aug 1912 |
München,,,,,,,, |
Geschlecht |
männlich |
Beruf |
Physiker |
Referenznummer |
6-1.1.1.1.4 |
Tod |
17 Sep 1998 |
Low Quebec |
- Wakefield, La Pêche, Les Collines-de-l'Outaouais, Quebec, Canada
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Personen-Kennung |
I431 |
Paul Wolfgang Merkel | Keller-Daten |
Zuletzt bearbeitet am |
7 Feb 2023 |
Vater |
"Hans" Emil Ritter von Baeyer, geb. 28 Feb 1875, Straßburg,,,,,,,, gest. 21 Jan 1941, Düsseldorf,,,,,,,, (Alter 65 Jahre) |
Mutter |
"Hildegard" Karoline Luise Eugenie Johanna Merkel, geb. 09 Okt 1882, Rostock,,,,,,,, gest. 08 Aug 1958, Heidelberg,,,,,,,, (Alter 75 Jahre) |
Eheschließung |
16 Mrz 1903 |
Familien-Kennung |
F85 |
Familienblatt | Familientafel |
Familie 1 |
Renata Freudenberg, geb. 02 Jul 1911, München,,,,,,,, gest. 3 Jul 1977, Vancouver CA (Alter 66 Jahre) |
Eheschließung |
01 Dez 1933 |
Hollingbourne, Kent/England |
- Kirchliche Trauung am 28.Dezember 1933 in der Universitätskirche Marburg
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Scheidung |
1975 |
Kinder |
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Zuletzt bearbeitet am |
4 Jun 2008 |
Familien-Kennung |
F191 |
Familienblatt | Familientafel |
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Notizen |
- http://www.vonbaeyer.net/sites/vonbaeyer.net/hansjakob/index.html
Aus:
Schicksale und Karrieren.
Gedenkbuch für von den Nationalsozialisten aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher
von Reinhard Rürup unter Mitwirkung von Michael Schüring
Wallstein-Verlag Göttingen 2008. 150f.
Hans Jakob von Baeyer
Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung, Heidelberg
Geboren am 16.August 1912 in München, gestorben am 16.September 1998 in Low, Quebec.
Hans Jakob von Baeyer entstammte einer Familie von Medizinern und Naturwissenschaftlern. Sein Groß?vater war der Chemiker Adolf Baeyer, der 1885 in den Adelsstand erhoben und 1905 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Sein Vater, der Mediziner Hans Ritter von Baeyer (verheiratet mit Hildegard Merkel), war ordentlicher Professor der Universität Heidelberg und Direktor der Orthopädischen Klinik, bevor er 1933 aufgrund der Bestimmungen des "Berufsbeamtengesetzes" als "Nichtarier" entlassen wurde (die Familie war evangelisch-lutherischer Konfession, doch stammte seine Mutter aus einer jüdischen Familie[genauer: die väterliche Großmutter und der mütterliche Großvater A.M.]). Hans Jakob von Baeyer wuchs in Heidelberg in einem bürgerlich-akademischen Milieu auf. 1930-34 studierte er in Heidelberg, Wien, Göttingen und wieder Heidelberg Physik, Mathematik und Chemie. Ab 1932 war er Doktorand bei dem späteren Nobelpreisträger Walther Bothe, der ihn zunächst im Physikalischen Institut der Universität Heidelberg
und später im Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung betreute. Bothe hatte, nach heftigen politischen Auseinandersetzungen in der Universität 1934 die Leitung des Instituts für Physik im KWI für medizinische Forschung bekommen. Anfang April 1935 schloß von Baeyer sein Promotionsverfahren ab. Die von ihm vorgelegte Dissertation trug den Titel "Anwendung der Koinzidenzmethode auf die Untersuchung von Kernprozessen".
Bothe eröffnete ihm die Möglichkeit weiterer wissenschaftlicher Arbeit im KWI für medizinische Forschung. Es gelang von Baeyer, im Institut eine Koinzidenz-Apparatur zu entwickeln, die als die leistungsfähigste Technik zur Messung von Kernreaktionen galt. Trotz seiner erfolgreichen Arbeit verließ er im Spätjahr 1935 das Institut, weil er unter den Bedingungen nationalsozialistischer Herrschaft hier für sich keine längerfristigen Entwicklungsmöglichkeiten mehr sah. Als Angehöriger einer in Heidelberg als "nichtarisch" abgestempelten Familie und Ehemann einer "Halbjüdin" (1933 hatte er Renate Freudenberg geheiratet) fühlte er sich doppelt gefährdet. Er entschied sich deshalb, nachdem er Heinz Maier-Leibnitz als seinen Nachfolger im Institut in die Arbeit mit dem Koinzidenz-Apparat eingeführt hatte, für die relative Anonymität in der großen Stadt und die Privatwirtschaft. Von November 1935 bis zum Kriegsende arbeitete er bei Telefunken in Berlin, wo er unter anderem Funkgeräte für die Wehrmacht entwickelte. Wegen seiner als kriegswichtig geltenden Tätigkeit wurde er nicht zur Wehrmacht eingezogen. Auch politisch blieb er unbehelligt, obwohl er der Familienüberlieferung zufolge Kontakte zu Widerstandskreisen hatte.
Im Mai 1945 folgte Hans Jakob von Baeyer seiner Familie in die Schweiz. Bereits im Herbst 1944 waren seine Frau und ihr jüngstes Kind nach Liechtenstein geflohen, später, mit Hilfe der Schweizer Botschaft in Berlin, auch die beiden älteren Kinder nach Basel, wo sein Schwiegervater, der von den Nationalsozialisten aus Deutschland vertriebene Ernst Freudenberg, seit 1938 Direktor der Kinderklinik war. In Basel arbeitete Hans Jakob von Baeyer einige Jahre lang bei Brown, Boveri & Cie., ehe er im Oktober 1951 mit der ganzen Familie nach Kanada auswanderte. Zuerst in Montreal, später in Ottawa und Low, Quebec, war er als Elektroniker, Telekommunikations- und Systemtechniker in der Privatindustrie erfolgreich. Außerdem übernahm er Beratungsaufgaben für die kanadische Regierung, vor allem in Fragen der Kommunikationstechnologie.
Da seine Akademische Karriere trotz eines vielversprechenden Starts durch die politischen Verhältnisse schon früh gestoppt wurde, blieb die Zahl seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen gering. Dagegen erhielt er vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren zahlreiche Patente für seine Erfindungen und Entwicklungen auf dem Gebiet der Kommunikationstechnologie. 1971/1972 war er Vorsitzender einer kanadischen Regierungskommission für Computer- und Kommunikationstechnologie. 1972 erschien der von ihm herausgegebene Band "Branching Out. Report of the Canadian Computer/Communications Task Force".
Die Erinnerung an Walther Bothe und das Heidelberger Institut war bei Hans Jakob von Baeyer auch im hohen Alter noch ebenso lebhaft wie positiv. Anläßlich der Vorbereitungen zur Feier von Walther Bothes hundertstem Geburtstag schrieb er den Veranstaltern 1991: "Meine eigene Physikkarriere war ja aus politischen Gründen sehr kurz, aber mein Kontakt mit Bothe war intensiv und unvergeßlich. Sollte eine Möglichkeit bestehen, meiner Verehrung, z.B: anläßlich des Kolloquiums am 2.Mai, Ausdruck zu geben, so wäre ich Ihnen für einen kurzen Hinweis dankbar. Selbst nach Heidelberg zu kommen, ist mir im Moment kaum möglich, aber vielleicht können Sie ja meinen Namen in einer Liste von Schülern und Freunden zufügen? Nach seinem Tod wurde von Baeyer durch die Aufnahme in die kanadische "Hall of Fame" der Telekommunikation geehrt.
Wohnadresse 1952-1958 Ottawa: Sunnyside 133
"Die Familie von Baeyer lernte Prof. Marion und seine Frau (Sunnyside 131) während der Zeit (1952-58) kennen, in der sie nebenan in 133 Sunnyside lebten."
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